Der Begriff "Screening" kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie "Filteruntersuchung". Ziel eines Screeningprogramms ist die Verbesserung der Lebensqualität durch Senkung der Morbidität und Letalität. Ein Screeningprogramm wird dabei definiert als systematische Früherkennungsmaßnahme, die festgelegten und überprüfbaren Qualitätsstandards unterliegt. Ein Screening wird eingesetzt, um die Inzidenz invasiver oder fortgeschrittener Stadien, die Mortalität der Zielerkrankung und damit die Gesamtmortalität zu senken und die Lebensqualität zu verbessern.
Ein Screening ist Teil eines übergeordneten Programms, das Folgendes definiert: Zielpopulation, Untersuchungsmethode sowie Testverfahren in Bezug auf die Zielerkrankung. Die durchführenden Ärzte wenden nicht nur eine standardisierte Untersuchungsmethode an, sondern dokumentieren auch ihre Untersuchungsergebnisse und machen das Screening somit evaluierbar. Screenings unterscheiden sich somit von unsystematischen und unkontrollierbaren Früherkennungsuntersuchungen. Das Screening hat für alle Teilnehmer einen identischen Ablauf in Bezug auf Beratung, Untersuchungsmethode und Dokumentation.
Ein Screeningtest dient ausschließlich dazu, innerhalb einer bestimmten Zielgruppe verdächtige Befunde zu identifizieren. Dabei bilden sich vier Gruppen: die Richtig-Positiven (Erkrankte und als solche erkannte), die Falsch-Positiven (nicht Erkrankte, jedoch als krank diagnostiziert), die Falsch-Negativen (Erkrankte, jedoch für gesund befunden) sowie die Richtig-Negativen (Gesunde und als solche erkannt).
Kein Screeningtest kann eine hundertprozentige Messgenauigkeit haben, und somit werden einige Teilnehmer fälschlicherweise als gesund oder krank eingestuft werden.
Die Zielgruppe umfasst augenscheinlich Gesunde ohne Krankheitssymptome. Die gesetzliche Berechtigung, am Screening teilzunehmen, definiert sich aufgrund der Parameter Geschlecht (nicht beim Hautkrebs-Screening), Alter und Untersuchungsintervall. In einem Screening sind wenige positive Testergebnisse zu erwarten, denn die Teilnehmergruppe setzt sich aus Personen zusammen, die sich subjektiv gesund fühlen und auch überwiegend gesund sind. Nicht zur Zielgruppe gehören Personen, die wegen Beschwerden oder mit Symptomen zur Untersuchung kommen oder die in der Nachsorge befinden.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1968 Kriterien zur Beurteilung eines Screeningprogramms entwickelt, die bis heute Gültigkeit besitzen:
Die Zielerkrankung sollte ein schwerwiegendes gesundheitliches Problem sein.
Der natürliche Verlauf der Erkrankung sollte hinreichend verstanden werden.
Die Erkrankung sollte ein erkennbares Frühstadium haben.
Im Frühstadium sollte die Behandlung wirksamer sein als im Spätstadium.
Er sollte einen geeigneten Test für die Entdeckung der Erkrankung geben.
Der Test sollte für die Bevölkerung akzeptabel sein.
Die Untersuchungsintervalle müssen im Voraus bekannt sein.
Es sollten angemessene Ressourcen verfügbar sein, um den Mehraufwand an Arbeit und Kosten zu decken, die durch das Screening anfallen.
Sowohl die körperlichen als auch die psychischen Risiken sollten geringer sein als der Nutzen.
Die Kosten sollten in einem ausgewogenen Verhältnis zum Nutzen stehen.
Um die Wirksamkeit von medizinischen Maßnahmen zu beurteilen, bedient sich die beweisgestützte (evidenzbasierte) Medizin statistischer Instrumente. Anhand der folgenden Testparameter lassen sich Früherkennungsuntersuchungen bewerten:
Sensitivität drückt die Wahrscheinlichkeit eines positiven Testbefundes bei erkrankten Personen aus. Ist ein Test hoch sensitiv, kann man bei einem negativen Testergebnis davon ausgehen, dass die Zielerkrankung tatsächlich nicht vorliegt.
Spezifität meint die Wahrscheinlichkeit, Gesunde als gesund zu erkennen. Ist ein Test hoch spezifisch, kann man bei einem positiven Testergebnis davon ausgehen, dass die Zielerkrankung tatsächlich vorliegt.
Der positive prädiktive Wert (PPW) drückt die Wahrscheinlichkeit aus, dass die Person bei positivem Befund erkrankt ist. Im Screening ist der PPW aufgrund der Seltenheit der Zielerkrankung und des hohen Anteils an Gesunden im Screeningkollektiv meist sehr klein.
Der negative prädiktive Wert (NPW) dagegen gibt die Wahrscheinlichkeit an, dass die Person bei negativem Testbefund nicht erkrankt ist. Da der NPW allerdings im Screening immer hoch ist, hilft er bei der Bewertung wenig weiter.